"Ein Bösespiel der Blüte: Als Karla aus Hunger zur Freundschaft entdeckt"
Es war einmal in einem tiefen, dunklen Wald, wo die Sonne kaum den Boden berührte und die Schatten der Bäume Geschichten flüsterten. In diesem Wald lebte eine böse Wölfin namens Karla. Sie war nicht wie die anderen Tiere; ihr Pelz war schwarz wie die Nacht und ihre Augen funkelten wie zwei böse Sterne. Karla hatte einen besonderen Hunger, einen Hunger, der niemals gestillt werden konnte.
Die Tiere im Wald hatten Angst vor ihr. Eines Tages, als der Frost den Morgentau in glitzernde Kristalle verwandelte, schlich sich Karla durch die Büsche auf der Suche nach ihrer nächsten Mahlzeit. Sie war schon so groß geworden, dass das Gehen durch den Wald eine Herausforderung war, aber das hielt sie nicht auf. Sie fand schnell einen ahnungslosen Hasen, der fröhlich an einem jungen Grasbüschel knabberte.
„Oh, lieber Hase“, sprach Karla mit einer Stimme, die süßer war als der süßeste Nektar, „komm doch näher, ich habe etwas für dich.“ Der Hase, unsicher, aber auch neugierig, folgte der sanften Stimme, als Karla plötzlich zuschnappte. „Wieder ein kleiner Snack für mich!“, dachte sie und schlang das zarte Wesen hinunter.
Doch je mehr Karla fraß, desto größer wurde ihr Hunger. Sie hörte, wie die Vögel über ihre Machenschaften zwitscherten, wie die Tiere Flucht ergriffen, und dies erfreute sie. Die Angst der anderen Tiere gab ihr eine seltsame Macht. Aber während sie immer fetter wurde, spürte Karla auch eine seltsame Leere in ihrem Herzen.
Einige Tage später, als der Himmel in einem warmen Gelb erstrahlte, bemerkte Karla eine Gruppe von Tieren, die sich um einen kleinen Teich versammelt hatten. Sie spielten, lachten und genossen die warmen Strahlen der Sonne. Karla, die im Schatten der Bäume lauern wollte, warf einen langen Schatten über die Gruppe. Die Tiere verstummten, als sie die Dunkelheit spürten, die sich über sie legte.
„Was macht ihr hier ganz alleine?“, fragte Karla mit ihrem honigsüßen Ton. Doch dieses Mal antwortete ein mutiger kleiner Vogel: „Wir sind glücklich hier, und wir wissen, dass du uns nicht fressen kannst. Wir lassen dich nicht in unsere Nähe!“ Er flog auf und schwebte über ihr, während die anderen Tiere mutig standen.
Das überraschte Karla. Sie war es gewohnt, von allen gefürchtet zu werden. Sie wusste nicht, wie sie auf diese Herausforderung reagieren sollte. „Warum habt ihr keine Angst vor mir?“, fragte sie, verwirrt und frustriert.
Der kleine Vogel, der immer mutig war, flog noch näher. „Wir sind nicht hier, um deine Angst zu fühlen. Wir sind hier, um Freude zu teilen. Du musst nicht darauf warten, dass der Hunger dich überkommt. Komm, spiele mit uns. Vielleicht wird das dein Herz füllen!“
Karla schaute auf den kleinen Vogel und die fröhlichen Tiere am Teich. Etwas in Ihrem inneren begann zu wanken. Sie hatte vergessen, dass es mehr im Leben gab als nur das Jagen und Fressen. Ein Teil von ihr wollte mehr sein als nur die böse Wölfin, die alle um sich herum fraß.
Erst skeptisch, dann neugierig, trat sie einen Schritt näher. Die Tiere beobachteten sie angespannt, aber der kleine Vogel hatte sich bereits auf einen Ast gesetzt und sang sein schönstes Lied. Das Lächeln des Vogels und das Lachen der anderen Tiere fanden ihren Weg zu Karla.
Sie war überrascht von der Wärme, die sie in ihrer Brust fühlte. Ein weiteres Lied, ein weiteres Lachen – und plötzlich spürte sie eine Verbindung, die sie noch nie erlebt hatte. Es war ein Gefühl von Zugehörigkeit, das sie nie für möglich gehalten hätte.
In den folgenden Tagen kehrte Karla zurück zum Teich. Sie begann, mit den anderen Tieren zu spielen, ihnen Geschichten zu erzählen und sogar ein paar Tage ohne zu fressen zu verbringen. Jedes Lachen und jede neue Freundschaft füllte den leeren Raum in ihrem Herzen.
Karla merkte, dass ihr Hunger nicht nur für Essen war, sondern für Freundschaft, Gemeinschaft und Liebe. Mit der Zeit wurde sie nicht mehr die böse Wölfin, sondern die Hüterin des Waldes, die alle Tiere zusammenbrachte.
Schließlich, nachdem sich die Blumen im Wald gefüllt hatten und die Sonne sanft auf die Erde schien, war Karla eine neue Wölfin. Sie war nicht mehr die größte oder die furchterregendste. Stattdessen war sie die beschützerische Wölfin, die ihren Freunden half, anstatt sie zu fressen.
Sobald die Ängste sank und die Freude blühte, saß Karla often am Teich und beobachtete, wie ihre neuen Freunde glücklich spielten. „Das ist der wahre Reichtum im Leben“, sagte sie und lächelte in den Sonnenuntergang, stolz darauf, wer sie geworden war.
Somit endeten die Zeiten der Angst und des Hungers und begannen die Tage der Freundschaft und des Glücks im tiefen, dunklen Wald.